Woher stammt der Begriff "Ostern"?
Ostern ist das christliche Frühjahrsfest.
Es "besetzt" die heidnischen Riten, die im April zur Frühjahrssonnenwende zu Ehren von Wotan (=Odin) und Donar und speziell zu Ehren der Göttin Ostara gefeiert wurden.
So wurde dieses Fest, das die Auferstehung der Natur feierte, nun zum Fest der Auferstehung Christi.
Der April hieß daher auch "Ostermonat" - zu Ehren von "Ostara" - nicht erst seit Einführung des Christentums.
Auf den heiligen Höhen und Opferstätten wurden Kirchen errichtet, Osterfeuer abgebrannt und Kirchweihen gefeiert.
Ein weiterer "heidnischer Zusammenhang":
Himmelfahrt wird immer an einem Donnerstag gefeiert und ist ebenfalls ein Feiertag, der aus heidnischer Überlieferung kommt.
Donar (Sohn Wotans, der einen Hammer mit sich führt und dessen Waffen Blitz und Donner sind) erhält an diesem Tag in einer Überlieferung Beachtung:
So wurden als Brauch noch im 19.Jahrhundert am Himmelfahrtstag weißrötliche Blumen gesammelt und als Kranz an der Haustür angebracht, um das Haus vor Blitzeinschlag zu schützen.
Beschrieben sind diese Zusammenhänge in der Einleitung von
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Meier, Ernst Heinrich (1813-1866) - 1852 Erster Theil: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Zweites Buch: Geschichtliche Sagen (ab S.325) Drittes Buch (ab Seite 368): "Sitten und Gebräuche: Aberglauben" online auf Archive.org
Weshalb liegt Ostern genau an diesem Termin - und warum lag Ostern 2016 so früh - und 2019 so spät?
Wie kommt der Ostertermin zustande? Für die Antwort muss man weit in vorchristliche Zeit und in die Sterne schauen.
Die
➜ Frühjahrssonnenwende war bei den Kelten und Germanen ein wichtiges, heidnisches Fest und wurde immer in der ersten Vollmondnacht nach der Frühjahrs-Sonnenwende gefeiert.
Die Frühjahrssonnenwende
➜ Äquinoktium bezeichnet die Tag-und-Nacht-Gleiche - den Tag, an dem Tag und Nacht exakt gleich dauern - genau 12 Stunden von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
"Astronomisch wird der Frühling auf der Nordhalbkugel durch das Primär-Äquinoktium, die erste Tag-und-Nacht-Gleiche des Kalenderjahres, festgelegt. Die Sonne befindet sich dann genau im Frühlingspunkt der Erdbahn. Der kalendarische Eintrittszeitpunkt variiert und fällt, abhängig unter anderem vom Abstand zum letzten Schaltjahr und der Zeitzone, auf den 19., 20. oder 21. März. " (
Wikipedia)
Als Europa christianisiert wurde, "besetzten" die Christen die heidnischen Feste mit ihren Festen - daher liegt auch Weihnachten auf dem 24.Dezember - kurz nach der Wintersonnenwende.
In der jüdischen Tradition beginnt das
➜ Pessach-Fest am ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende - woraus sich die christliche Osterfest-Tradition ebenfalls herleiten lässt.
Osterregel
Aus dieser Vorgeschichte heraus wird der Ostertermin nach
folgender Regel festgelegt:
Der Ostersonntag (der Tag der Auferstehung des Herrn und erster Tag nach der
➜ Fastenzeit) ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende. Ostern hängt zeitlich mit den
➜ Mondphasen zusammen, die nicht mit den Kalendermonaten übereinstimmen.
Im Jahr 2016 ergab sich einer der frühest möglichen Termine:
Vollmond war am Montag * 22. März 2016 * 19:19:54 Uhr, also einen Tag nach Frühlingsanfang. Dadurch folgte Ostersonntag bereits am 27.März.
Im Jahr 2017 lag der Ostersonntag wieder drei Wochen später - auf dem 17. April. 2018 lag der Ostersonntag wieder früh - auf dem 1.April
Zur Osterregel findet sich in der Wikipedia ein ausführlicher Artikel, der auch die "Schaltregeln" beschreibt:
de-wikipedia-org-Osterzyklus#Die_Sonnengleichung
Termine der Ostersonntage
Der frühest mögliche Ostertermin ist Sonntag, der 22.März, falls am 21.März Vollmond ist. Dieser früheste Termin fand zuletzt 1818 statt und ergibt sich erst wieder im Jahre 2285.
Der spätest mögliche Ostertermin ist Sonntag, der 25.April - was zuletzt 1886 und 1943 geschah. Erst 2038 ist es wieder soweit.
Die nächsten Termine sind:
- Ostersonntag, 12. April 2020
- Ostersonntag, 4. April 2021
- Ostersonntag, 17. April 2022
- Ostersonntag, 9. April 2023
- Ostersonntag, 31. März 2024
- Ostersonntag, 20. April 2025
- Ostersonntag, 5. April 2026
- Ostersonntag, 28. März 2027
- Ostersonntag, 16. April 2028
Nicht nur die christlichen Feiertage gehen nach dem Mond - auch die jüdischen und islamischen Festtage halten sich an die Mondumlaufbahn.
Die Weltreligionen haben mehr gemeinsam, als man vermutet ..
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Jahresmonate-Vollmonde-Ostern-Ramadan-pdf
Vollmondtermine 2019 - 2023 mit Osterterminen, sowie Ramadan und islamischem Neujahr. Die Schüler können die wechselnden Vollmonde und Termine vom Arbeitsblatt in ein schematisches Jahreskalendarium-Zeitstrahl-Übersichtsblatt 2019-2023 übertragen. Die Eintragung geschieht mit Symbolen, wobei die Schüler die Platzierung abschätzen müssen. Die Vollmondtermine ergeben einen regelmäßigen 27,33-Tage-Abstand
Gauß'sche Osterformel
Der Mathematiker Gauß hatte zur Berechnung der Termine die '
Gauß'sche Osterformel' in eine mathematische Berechnung gegossen:
➜ Gauß'sche Osterformel
Weitere Infos zur Osterformel von Gauß sind auch in dem
Wikipedia-Artikel zur Osterregel zu finden.
Diese Gauß'sche Osterformel habe ich auch zur Berechnung der Feiertage in meinem "Ewigen Kalender" verwendet, den ihr als Excel-Tabelle (selbstverfreilich kostenlos) hier herunterladen könnt:
➜ autenrieths-de-tabellen/kalender6.xls. Die Tabelle erstellt - nebenbei bemerkt - neben dem immer währenden Kalendarium (samt Feiertagen) auch einzelne Kalenderblätter, die man für Kunstkalender mit Bildern der Schüler verwenden kann, sowie einen immer währenden Dodekaederkalender als Bastelarbeit und ein Horrorskop.
Eine Methode mit Restmengenklassen, die man auch im Kopf rechnen kann, findet sich auf der
➜
Webseite von Arndt Bruenner.
Aschermittwoch und Fastenzeit
Aschermittwoch wiederum liegt genau 46 Tage vor Ostersonntag. Weshalb sind das 46 Tage - und nicht 40 Tage?
Weil den Mönchen und Bischöfen im Mittelalter während der Fastenzeit der Magen zu laut knurrte. So wurde in der Synode von Benevent (1091) festgesetzt, dass an den Sonntagen (den Festtagen des Herrn) nicht gefastet werden müsse. Die Fastenzeit dauert seither 6 Wochen und 4 Tage (7*6=42 plus 4=46 Tage), statt 40 Tage.
Die Protestanten in der Schweiz und in alemannischen Landesteilen blieben nach der Kirchenspaltung dabei, es wie Christus zu halten und 40 Tage zu fasten. So beginnt die
➜ "Alemannische Burefastnacht" im Gegensatz zur "Herrenfastnacht" erst am Montag nach Faschingsdienstag.
Die Fastenzeit beginnt somit 6 Tage später als im Rest der Welt - und dauert exakt 40 Tage, wie in der Bibel festgelegt.
Die "
➜ Basler Fasnacht" beginnt somit erst am Montag nach Aschermittwoch mit dem
➜ "Morgestraich" morgens um 4 Uhr - und dauert exakt 72 Stunden. Dabei stellt die Stadtverwaltung Basel exakt um 4 Uhr alle Straßenlaternen ab und die Leute verdunkeln die Fenster.
Die anarchistische Tradition der Fastnacht zeigt sich auch im Morgeastraich:
Zitat aus Wikipedia
➜ "Morgestraich": "Die heutige Morgestraich-Tradition begann erst 1833 mit dem ungesetzlichen Morgestraich von Samuel Bell. Während der 1830er Jahre unterlag die Fasnacht zahlreichen Beschränkungen, insbesondere war die Strassenfasnacht verboten. Bell scharte jedoch ungefähr 150 Anhänger um sich, die später als "Bells Spiessgesellen" bekannt wurden. Mit ihnen führte Bell den Morgestraich durch, bei dem die Fasnächtler aus ganz Basel mit Trommeln und Pechfackeln durch die Stadt zogen. Polizei und Obrigkeit waren machtlos und hüteten sich davor, mit Waffengewalt gegen die feiernden Menschen vorzugehen. 1835 fand dann, mit offizieller Duldung, um 04:00 Uhr morgens ein Morgestraich statt. Diese Uhrzeit hat sich bis heute erhalten."
Und noch ein 'By the way': Dieser Anarchist hat mit seiner Widerborstigkeit ein "Immaterielles Weltkulturerbe" begründet (eingetragen am 7.Dezember 2017). Hätte er wohl damals auch nicht gedacht...
Und um das Mysterium zu komplettieren:
Warum bringt der Osterhase Ostereier und versteckt sie im Garten?
Eier sind tierische Nahrungsmittel und durften in der Fastenzeit nicht verzehrt werden. Das wussten jedoch die Hühner nicht. Also legten die weiterhin fleißig Eier.
Was tun? Essen ging nicht - also haltbar machen. Durch Kochen. Nun waren am Ostersonntag so viele Eier im Überfluss vorhanden, dass es egal war, wenn beim Verstecken in der Wiese und im Gebüsch einige davon verloren gingen.
Färben mit Naturmaterialien
Zum Färben der Ostereier könnt ihr die Methoden verwenden, die ich auf meiner Website zu den "Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren" für das Färben von Papier zusammengestellt habe:
➜ Färben mit Naturmaterialien
Die Sage von den Maultaschen
Noch eine Anekdote zur Fastenzeit:
Es geht die Sage, dass im Mittelalter dem Koch des Klosters Maulbronn während der Fastenzeit einige Schweine gespendet wurden, die man notschlachten musste.
Nun war Fleisch im Überfluss vorhanden - das man aber nicht essen durfte. Maulbronn wiederum liegt im Schwabenländle, da lässt man nichts "verkommen" - sparsam, wie die Schwaben sind.
Ein Teil wurde als Rauchfleisch haltbar gemacht oder verwurstet. Mit dem Rest, der in der Metzelsuppe landet, war das jedoch nicht möglich.
Zur Tarnung (damit der Herr nicht sieht, was da gegessen wird) nahm der schlaue Schwabenkoch daher Spinat und färbte damit die klein zerhackten Fleischreste grün. Brennnesseln, Löwenzahn, Wirsing usw. waren erlaubte Fastenspeisen - genauso wie Fisch. Danach wickelte er diese Masse in ausgewalzten Nudelteig und kochte diese Fleisch-Gemüsetaschen.
Dies ist auch die heute gebräuchliche Rezeptur der "Schwäbischen Maultaschen - wobei man heute eher Hackfleisch und Brät anstatt der Innereien verwendet.
Zu Ehren des Erfinders heißen diese Fleischtaschen "
➜ Maultaschen" - wegen der Entstehungsgeschichte im Schwäbischen auch "Herrgottsbscheißerle".
BTW: Aus diesem Grund sind vegetarische Maultaschen auch keine richtigen "Herrgottsbscheißerle" - sondern aufgeblasene Fake-Ravioli ;-)
Für alle Nordlichter: Maultaschen werden in der Brühe gegessen, dazu gibt es (noch warmen) Kartoffelsalat mit Zwiebeln, Essig und Brühe angemacht - keinesfalls mit Majo! Dieser wird von echten Feinschmeckern dann mit in die heiße Brühe gegeben. Mhmiammi!
Sodale. Wenn'rs no it gwisst hond, no wissedr's jetzd.